Darf ein Krankenhausarzt das? Ein mutmaßliches Vergewaltigungsopfer, das mit Geschick und Geduld dazu gebracht wurde, um Hilfe zu bitten, wegzuschicken? Sozialarbeiterinnen schlagen nach einem Vorfall nun Alarm. Wie das Linzer Krankenhaus reagiert, weiß Krone+.
Vergewaltigt, gewürgt – und dann vom Spital weggeschickt! Ein brutaler Übergriff auf eine etwa 45-Jährige bleibt ohne Konsequenzen – zumindest bleibt der Täter ungeschoren, muss keine Verfolgung fürchten. Und die Sozialarbeiterinnen haben Sorge, dass er wieder zuschlagen könnte.
Klientin vertraute sich an
Passiert war der Vorfall in der Nacht zum vierten April irgendwo im Freien in Linz. Wenige Stunden später vertraute sich das Opfer den Streetworkern des Obdachlosenvereins B 37 an, als diese die Klientin routinemäßig aufsuchten. „Sie hat erzählt, dass es eine sehr brutale Tat gewesen war, am Hals sah man Würgemale, und sie berichtete auch von einer Bisswunde“, erzählt Isolde Waltenberger, Leiterin der Obdachlosen-Streetworker, der „Krone“. Mit Geduld konnten sie und eine Kollegin das Opfer überzeugen, ins Spital zu fahren, um sich behandeln zu lassen und Beweise zu sichern.
Helferinnen riefen sogar vorher an
„Ich rief vorher im Kepler-Klinikum an und man sagte uns, wir sollen kommen“, so Waltenberger. Das mutmaßliche Opfer wurde gegen 10.30 Uhr aufgenommen, musste einen Urinbecher befüllen, und wurde auf die gynäkologische Ambulanz geschickt.
Opfer lehnte jede weitere Hilfe ab
Dort dann der Schock: Die 45-Jährige und die Sozialarbeiterinnen mussten wieder gehen. Grund: Das Spital hatte nicht Aufnahmetag. „Wir sollten ins Aufnahmespital fahren, es sei nicht so dringend“, ärgert sich die Streetworkerin. Daraufhin lehnte das Opfer jede weitere Hilfe ab, verweigerte auch eine Anzeige.
Die Reaktion im Spital bestätigte die Angst unsere Klientin, dass ihr niemand helfen wird.
Isolde Waltenberger leitet das B 37-Obdachlosen-Streetwork in Linz.
Arzt verweigerte Gespräch
„Wir wiesen mehrmals darauf hin, dass die Klientin psychisch instabil ist und Behandlung braucht“, so Waltenberger. Doch der zuständige Arzt schickte jemanden vor, war nicht zu einem Gespräch bereit.
Instituts-Vorstand rechtfertigte Vorgehen
Der Vorstand der Gynäkologie, Professor Peter Oppelt, rechtfertigte sich nach einer Beschwerde des B 37 schriftlich, dieses Schreiben liegt der „Krone“ vor: Das Spital hatte keine Aufnahme und wegen personeller Überlastung konnten „keine Ressourcen für die ein- bis zweistündige Abklärung“ abgestellt werden. Ansonsten würde in Ausnahmefällen die Beweissicherung nach Vergewaltigungen stattfinden.
Nachschulung für Portier
Eine Konsequenz gibt es: Der Portier wird laut der KUK-Stellungnahme nachgeschult, dass er an Nicht-Aufnahmetagen Hilfesuchende gleich ans zuständige Spital verweisen muss. Damit sollen solche Vorfälle gleich gar nicht erst mehr vorkommen.
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