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100 Tage Regierung: Welches ‘Zuckerl‘ überzeugt?

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06.06.2025 14:10

100 Tage wird die neue Bundesregierung am 11. Juni bereits gearbeitet haben. Zeit für eine erste Bilanz anlässlich dieses Jubiläums: Welche Minister überzeugen, was wird tatsächlich umgesetzt, und wo hapert es noch? Wie finden Sie die bisherige Arbeit der Bundesregierung?

Anlässlich der 100 Tage Koalition sprach die Krone mit Bundeskanzler Christian Stocker über sein Team, die bisherigen Weichenstellungen und die Herausforderungen seiner Legislatur. Aus 100 Tagen Koalition werden am 11. Juni 100 Tage Regierungsarbeit: große Reformansagen, erste Umsetzungsschritte, neue und alte Gesichter – und auch so mancher Aufreger sorgten für Gesprächsstoff.

WIEDERKEHR / SCHUMANN / HATTMANNSDORFER
WIEDERKEHR / SCHUMANN / HATTMANNSDORFER(Bild: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com)

Der Start der Regierung Stocker war dabei kein leichter. Besonders das Budget mit dem drohenden EU-Defizitverfahren erweist sich als echte Zerreißprobe für die Regierung. Und doch zieht ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti im Krone-Interview ein positives Zwischenfazit: „Die Regierung hat Stabilität gebracht!“

Wir haben die bisherige Arbeit der einzelnen Ministerinnen und Minister unter die Lupe genommen und die wichtigsten Vorhaben und Maßnahmen für Sie aufgelistet:

Die wichtigsten Maßnahmen und Ankündigungen der Regierung bisher:

  • Christian Stocker (ÖVP, Kanzler):
    Vorübergehender Stopp des Familiennachzugs für subsidiär Schutzberechtigte. Ein entsprechender Antrag wurde im Nationalrat eingebracht und beschlossen.
  • Andreas Babler (SPÖ, Vizekanzler, Wohnen): Durchgesetzt hat er die Aussetzung der Mietanpassung 2025 für Altbauwohnungen. Für 2026/27 ist eine befristete Mietpreisbremse geplant.
  • Markus Marterbauer (SPÖ, Finanzen):
    Legte ein Doppelbudget mit umfangreichen Spar- und Steuermaßnahmen vor, darunter Kürzungen bei Familienleistungen und dem Klimabonus. Zusätzlich sollen Bildungskarenz und Frühpension reformiert und Steuerbetrug stärker bekämpft werden.
  • Gerhard Karner (ÖVP, Inneres):
    Ein Gesetzesentwurf zur Messenger-Überwachung wurde am 08. April eingebracht. Außerdem wurde ein Gesetzesentwurf zur Gefährderüberwachung vorgestellt und ein neues Cyber-Crime-Trainingscenter eröffnet.
  • Anna Sporrer (SPÖ, Justiz):
    Präsentierte ein Reformpaket für den Strafvollzug – inklusive Ausweitung des elektronisch überwachten Hausarrests (Fußfessel) und Handyverbot für Insassen.
  • Beate Meinl-Reisinger (NEOS, Außen/EU):
    Start der österreichischen Kampagne für einen nicht-ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat für die Periode 2027-2028, mit Betonung auf Rechtsstaatlichkeit und Multilateralismus.
  • Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP, Wirtschaft):
    5-Milliarden-Euro-Offensive bis 2029 angekündigt, inklusive steuerfreier Mitarbeiterprämien und höherem Pendlereuro. Zusätzlich setzte er ein 15-Millionen-Euro-Exportförderprogramm um und präsentierte Entlastungen für KMU.
  • Klaudia Tanner (ÖVP, Verteidigung):
    Startete die Wehrdienstkommission zur Überarbeitung von Präsenz- und Zivildienstmodellen – Ergebnisse sollen bis Jahresende vorliegen.
  • Peter Hanke (SPÖ, Infrastruktur):
    Hat ein umfassendes Ausbauprogramm für klimafreundliche Verkehrsinfrastruktur initiiert. Dazu zählen unter anderem der ÖBB-Rahmenplan 2025-2030 mit Investitionen von 19,7 Milliarden Euro für den Ausbau des Bahnnetzes sowie 11,8 Milliarden Euro für 22 Großprojekte der ASFINAG bis 2030.
  • Christoph Wiederkehr (NEOS, Bildung):
    Per Verordnung sollen Schulen bis zur 8. Schulstufe zu „handyfreien Zonen“ gemacht werden. Ebenfalls wurde die Einführung von Orientierungsklassen für Kinder mit Migrationshintergrund im Ministerrat beschlossen.
  • Korinna Schumann (SPÖ, Gesundheit/Soziales):
    Hat den Ausbau von Primärversorgungszentren (PVZ) und Erstversorgungsambulanzen angekündigt und durchgesetzt, dass Pflegekräfte ab 01. Jänner 2026 in die Schwerarbeitsverordnung aufgenommen werden.
  • Claudia Plakolm (ÖVP, Integration/Familie):
    Verpflichtende Deutschkurse sollen künftig mit Abschlussprüfungen versehen werden. Auch ein Kopftuchverbot für Kinder ist in Planung.
  • Eva-Maria Holzleitner (SPÖ,Frauen/Wissenschaft):
    Kündigte eine Reform des Universitätsgesetzes an, um unbefristete Stellen auszubauen. Zudem will sie Forscherinnen und Forscher nach Österreich holen, die unter den Einschränkungen von Trump leiden.
  • Norbert Totschnig (ÖVP, Klima/Landwirtschaft): Kündigte an, dass bis 2030 insgesamt 1,8 Milliarden Euro für den Heizkesseltausch und eine Milliarde Euro für das Programm „Sauber Heizen“ bereitgestellt werden.

Süßes Zuckerl:
Von Seiten der Wirtschaft kam Lob für erste Wirtschaftsmaßnahmen. Begrüßt wurden anfängliche Reformen: WKO-OÖ-Präsidentin Doris Hummer nannte etwa Steuerbefreiungen und Bürokratieerleichterungen positive Impulse, die „schnell umgesetzt“ werden sollten. Die Arbeiterkammer lobt im Budgetplan gesetzte Akzente, etwa bei Bildung und Beschäftigung. Auch WIFO-Expertin Margit Schratzenstaller bewertete die Budget-Schwerpunkte vorläufig „tendenziell positiv“. Viele Bürgerinnen und Bürger loben den arbeitsorientierten Zusammenhalt der Regierung. Sie schätzen, dass ohne Streit miteinander angepackt wird.

(Bild: APA/TOBIAS STEINMAURER)

Saures Zuckerl:
Oppositionsparteien und Experten kritisieren hingegen Sparmaßnahmen und soziale Folgen. FPÖ-Chef Herbert Kickl nannte den Budgetentwurf eine „Totalkapitulation vor der EU“ und wirft der Regierung vor, den Staat faktisch pleite zu sparen. Die Grünen bezeichnen das Paket als „unsozial, wirtschafts- und umweltschädlich“. Auch Wohlfahrtsverbände warnen, dass strikte Kürzungen Pflegekrise und Armut verschärfen könnten. Österreicherinnen und Österreicher zeigen sich besorgt und finden, dass die Sparmaßnahmen auf Kosten des Mittelstandes gehen. Zudem fordern sie rascheres Handeln bei den brennenden Themen Migration und Teuerungen.

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Staatssekretär gerät ins Schleudern
Für den meisten Wirbel sorgte bisher nicht etwa ein Minister oder eine Ministerin, sondern ausgerechnet der Deregulierungs-Staatssekretär Sepp Schellhorn: Trotz des Sparauftrags der Regierung schaffte er sich einen neuen, höherwertigen Dienstwagen (Audi A8) an, obwohl die Leasingkosten für das bisherige Fahrzeug (Audi A6) weiterlaufen. Zusätzlich wurde ein missglückter Fernsehauftritt sowie die Höhe der veranschlagten Bürokosten von rund 1,6 Millionen Euro jährlich in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert.

Nun sind Sie gefragt:
Wie bewerten Sie die Bilanz der ersten 100 Tage? Wer macht bislang die beste Figur? Haben die neuen Reformen den Nerv der Zeit getroffen – oder sind wichtige Themen liegen geblieben? Was erwarten Sie von der Politik in den nächsten Monaten? Diskutieren Sie mit!

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