Wie gut oder schlecht sind Oberösterreichs Landesbedienstete bezahlt? Die Beantwortung einer Anfrage zeigt nun: Zehn Männer kassieren mehr als der Landeshauptmann selbst. Sie sind in leitenden Positionen von Landesgesellschaften oder hoch dotierte Ärzte. Die „Krone“ kennt einige Namen, darunter ist auch ein Dirigent.
Es sind 20.623 Euro brutto, die Oberösterreichs Landeschef Thomas Stelzer (ÖVP) monatlich zustehen. Hochgerechnet aufs Jahr ergibt das 288.722 Euro. Laut dem Brutto-Netto-Rechner des Finanzministeriums bleiben nach Abzug der Sozialversicherung und der Lohnsteuer 167.088,78 Euro netto pro Jahr übrig – eine ordentliche Summe für viel Verantwortung.
Mehr als 380.000 € für Spitalsmanager
Wobei: Stelzer ist bei weitem nicht der Top-Verdiener unter den Landesbediensteten. Blickt man in die ausgelagerten Unternehmen, so gibt es zehn Männer, die noch mehr als der Landeschef verdienen. Dazu gehört etwa Franz Harnoncourt, einer der Top-Manager in der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG). Sein Gehalt: über 380.000 Euro. Die Abgeordnete Renate Heitz und Klubobfrau Sabine Engleitner-Neu (beide SPÖ) wollten es genau wissen und hakten per schriftlicher Anfrage an den LH nach.
In der OÖG und dem Kepler-Uniklinikum gibt es neben Harnoncourt vier weitere Bezieher, die mehr als die 288.722 € brutto des Landeschefs verdienen. Wer das ist, bleibt aber geheim. Nur so viel: „Gehälter über jenem des Landeshauptmanns sind etwa möglich bei Spitalsärzten mit Sonderverträgen, wobei hier die ärztlichen Sondergebühren insofern berücksichtigt wurden, wenn im Sonderdienstvertrag eine bestimmte Höhe von Sondergebühren vom Dienstgeber zugesichert wird“, schreibt der Landeshauptmann in seiner schriftlichen Beantwortung, die mit 25. Juni datiert ist.
Das Gehalt des Landeshauptmannes war in Oberösterreich bis ins Jahr 2018 die Obergrenze für die Gagen von Managern in Unternehmen, die dem Land ganz oder teilweise gehören. Das wurde von ÖVP und FPÖ allerdings aufgehoben, weil man auch hoch dotierte Leute aus der Wirtschaft in den Landesdienst holen wollte und will. Erster „Landes-Manager“, der mehr als der Landeschef verdiente, war Franz Harnoncourt, einer der Vorstände in der OÖ Gesundheitsholding und Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums.
Bankvorstand und Chefdirigent haben mehr als der Landeschef
In den übrigen Landesgesellschaften, etwa der Hypo OÖ, der THEATER UND ORCHESTER GMBH (Bruckner Orchester Linz) oder anderen öffentlichen Unternehmen wie der Gemeinnützige Landeswohnungsgenossenschaft OÖ – kurz Lawog – sitzen noch einmal fünf Männer, deren Gehalt höher als jenes des Landeshauptmannes ist. Konkret sind das etwa Brucknerorchester-Chefdirigent Markus Poschner (ein Dirigent von Weltruf) oder Hypo OÖ-Vorstandschef Klaus Kumpfmüller. Der in der ÖVP bestens vernetzte Top-Manager war vor seinem Engagement in der Bank Vorstand der Finanzmarktaufsicht. Ebenso weit über dem Landeshauptmann bezahlt ist ein einfacher Prokurist der Lawog und deren Direktor Frank Schneider.
Es ist bezeichnend für Landeshauptmann Stelzer, dass es unter den Top-Verdienern im landesnahen Bereich nur Männer gibt. Auch die Tatsache, dass in den schlechter bezahlten Landesbereichen fast ausschließlich Frauen arbeiten, zeigt, wie weit Oberösterreich noch von einer echten Gleichstellung entfernt ist.
Klubobfrau Sabine Engleitner-Neu, SPÖ
Bild: MecGreenie
SPÖ: „Wir sind weit von der Gleichstellung entfernt“
Die beiden SPÖ-Frauen kritisieren: „Es ist bezeichnend für Landeshauptmann Stelzer, dass es unter den Top-Verdienern im landesnahen Bereich nur Männer gibt. Auch die Tatsache, dass in den schlechter bezahlten Landesbereichen fast ausschließlich Frauen arbeiten, zeigt, wie weit Oberösterreich noch von einer echten Gleichstellung entfernt ist.“
Die SPÖ glaubt: Wären auch die Gehälter in der Energie AG offengelegt worden, würde sich die Zahl der Top-Verdiener über dem Niveau des LH noch einmal verdoppeln. Aus aktienrechtlichen Gründen bleiben die Zahlen aber unter Verschluss.
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